


Anne Arndt – Von Tieren und Pflanzen, 2018
Anne Arndt zeigt den Nachbau eines Wartezimmers mit Plastikschalensitzreihen, Lesezirkel- Heften, in der Ecke steht eine leere Garderobe, grauer Teppichboden, ein verstaubter Benjamin sucht Licht am Fenster. Die große Fensterfront ist in der Mitte der Scheiben mit Milchglasfolie abgeklebt, sodass der Raum von außen nicht einsehbar ist. An einer Wand steht ein Regal mit unterschiedlichen Broschüren, daneben ein Snackautomat, aus dem allerdings nicht Salzgebäck und Süßigkeiten gezogen werden können, sondern Verteidigungswaffen für Frauen. Auf Knopf- druck und nach Geldeinwurf fallen Reizgaspistolen, Elektroschocker oder Alarm-Lippenstifte in den Automatenschacht, und zwar jeweils als handelsübliche Originalware in rosa. An einer Wand hängt ein Monitor, der auf Google Street View die Rekonstruktion der Wege zeigt, die Frauen gegangen sind, nachdem sie, nach unter K.O. Tropfen begangenen Vergewaltigungen, aufgewacht sind. Auf der Suche nach Erinnerung. Die Tonspur verlautet bürokratisch und durchaus hilflos klingende Tipps der Polizei, wie Frauen vermeiden können, im öffentlichen Raum Opfer von sexueller Gewalt zu werden. Diese Hinweise legen die Verantwortung für Unversehrtheit vollständig in die Hände der Frauen. Der Selbsthilfeautomat erscheint in dieser Konstellation als bessere Alternative.
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