“Die phänologischen Daten demonstrieren, wie sich die Natur aufgrund der Erwärmung bereits verändert hat. Dadurch, dass es wärmer geworden ist, blühen die Pflanzen früher. Das wirkt sich vor allem im Frühling aus, wenn die Natur aus der Winterpause erwacht – daher sind die Verschiebungen dort am deutlichsten.”
Jens Fildebrandt – Der Deutsche Wetterdienst (DWD)
Pflanzen und ihre Blüten sind temperatursensitive Organismen, die den Klimawandel wie natürliche Messgeräte dokumentieren. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben die Blumen zunehmend früher geblüht und somit die graduelle Erwärmung der Erde abgebildet. Die Folgen des Klimawandels in unserem Ökosystem sind vielseitig: das Bienensterben ist eine der bedrohlicheren.
Für die Ausstellung “Willkommen im Paradies” bewerbe ich mich mit meiner Mixed-Media Installation “Sorry to the flowers”, die einerseits die Fragilität und Vergänglichkeit der Natur in Zeiten des Klimawandels festhält und zeitgleich eine dystopische Vision von Natur in der Zukunft zeichnet.
Die Installation zeigt eine Blumenwiese, deren einzelne Blumen aus artifiziellen Materialien, wie Laborgefäßen, Kopfmassagegeräten und Butzenglas bestehen. Einerseits erzeugt die fragile und luftige Erscheinung das angenehme und erhebende Gefühl der Freude und Faszination, welche die Natur so oft in uns auslöst. Andererseits wird der Eindruck bei näherer Betrachtung durch die Künstlichkeit der Blumen gebrochen. Sie benötigen weder Wasser noch Sonnenlicht, um zu überleben, werden weder wachsen noch sich vermehren. Sehen wir hier die artifizielle Wiese der Zukunft, die nach dem Bienensterben zur Realität wird? Doch auch dieser Gedanke wird zugleich ad absurdum geführt. Über der Installation ist eine rotierende Lichtquelle angebracht. Die erzeugten Schatten der Blumen bewegen sich am Boden, so als ob die Blumen dem Sonnenlicht folgen und von der leichten Sommerbrise in Bewegung gesetzt werden. (siehe Vimeo Video) Paradoxerweise erwacht die Installation zum Leben.
Sollte eine der Blumen umgestoßen werden, würde der Domino Effekt die gesamte Wiese verwüsten. Dies steht Äquivalent zum Klimawandel und dessen Folgen für die Natur, die, wenn wir sie weiter so behandeln, mit den weitreichenden Wechselwirkungen zunehmend Schaden nimmt.
“Sorry to the flowers” ist einerseits eine künstlerische Entschuldigung an den Planeten – unsere Heimat – dafür, dass wir ihn nachlässig behandeln und andererseits eine dystopische Zukunftsvision, die befragt ob Technologie und Technik unsere Natur ersetzen können. Wie würde unsere Umwelt mit einer technologisierten Natur aussehen? Meine Installation passt daher ergänzend in die Ausstellung “Willkommen im Paradies”, da sie die Grenzen zwischen synthetischem und organischem Leben auf poetische Weise beleuchtet.
Die Größe der Installation von “Sorry to the flowers” ist variabel und kann daher auch an knifflige Ausstellungsräume ortsspezifisch angepasst werden.
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