pandemic nightmare – ein 2010 entwickeltes und 2012 erstmalig ausgestelltes künstlerisches Szenario von Irene Anton
Destruktive Elemente üben seit jeher eine Faszination auf die Menschheit aus. Betrachtet man z. b. (Atom)Explosionen, Sprengungen, Gewitter, vulkanische Eruptionen, Geysire, Lawinen, Erdrutsche, Eisregen, Hagel, Tsunamis, Strudel, Tornados etc… so haben die Bilder dieser gewaltigen freigesetzten Kräfte ihre ganz eigene Ästhetik und Schönheit.
Es gibt aber eben auch diese kleinen stillen mit bloßem Auge nicht sichtbaren Elemente, die unter dem Mikroskop betrachtet von hinreißender Schönheit sind, aber im Inneren unseres Körpers verheerende Schäden anrichten und Millionen von Menschen töten können – die Viren.
Durch die Globalisierung und den damit steigenden Luftverkehr, werden Epidemien über die Welt verteilt und können sich unter für sie adäquaten Lebensbedingungen in rasanter Geschwindigkeit ausbreiten und im schlimmsten Fall zur Pandemie werden. Die letzten Wellen der Epidemien zeigten immer wieder, dass die Entwicklung der ständig mutierenden Viren und somit der Ausbreitung der Krankheiten nicht vorhersehbar ist und die Forschung permanent gezwungen ist, zu reagieren.
Inzwischen hat uns die Realität längst eingeholt, und genau in diesem 2010 bei Ersterstellung des Installationskonzepts dargelegten Szenario befinden wir uns 10 Jahre danach.
Neben der oft durch Tröpfcheninfektion übertragenen Vireninfektionen beherrscht auch immer noch das Thema HIV/Aids das weltweite Infektionsgeschehen, dessen Ernsthaftigkeit allerdings inzwischen bei der Bevölkerung etwas in Vergessenheit geraten ist, seit es wirksame Medikamente auf dem Markt gibt, die allerdings bis dato nur den tödlichen Prozess um ein paar Jahre hinauszuzögern vermögen.
Generell sind Medikamente gegen Infektionen für viele Menschen in den sogenannten Dritte-Welt-Ländern unerschwinglich, und viele Tropenkrankheiten sind noch nicht ausreichend erforscht, was zur Folge hat, dass weltweit immer noch mehr Menschen an Epidemien sterben als durch militärische Auseinandersetzungen.
Die Installation Pandemic Nightmare soll vor allem auch die Schönheit und Variationen dieser kleinen Killer vermitteln und dadurch auch auf eine metaphorische Weise, dass Schönheit oft ein Gefahrenpotenzial in sich bergen kann.
Über einem einfachen klassischen Metallbett – wie es noch immer in vielen Krankenhäusern in weniger begüterten Ländern anzutreffen ist – hängt, bzw. schwebt als potenzielle Gefahr an fast unsichtbaren Nylonfäden ein surreal anmutendes Firmament aus künstlerisch-künstlich erschaffenen Viren, die sich im Luftzug leicht bewegen können und dadurch ihre uns unheimliche stille Dynamik zum Ausdruck bringen. In Alpträumen wandelt sich häufig das Schöne in extremer Form zum Schrecklichen und zeigt, dass beides sehr dicht beieinander liegt, ebenso wie der zuweilen schmale Grat zwischen Leben und Tod. Dieser könnte nicht besser symbolisiert sein könnte, als durch die verwendete dünne Angelsehne, an der die Kunst-Viren hängen – der seidene Faden, an dem das Leben hängt, um es mit einer weiteren Metapher auszudrücken.
Contemporary Art Ruhr, Halle 2
Copyright by Irene Anton
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