In einer zweiteiligen Installation, bestehend aus den Arbeiten „Nature en rose“ (2022, Stahl, Holz, Polymer, PU, Acrystal, Stoff, Epoxid, Farbe, ca. 180x120x65cm ) und „a beautiful landscape with very old trees“ (2023, Video, 18:52 min), möchte ich unsere Sehgewohnheiten und unser Verhältnis zur Natur durchleuchten und hinterfragen.
„Nature en rose“ führt uns in eine künstliche Gartenwelt, die an die Struktur von Schlossgärten erinnert und im verblassten Rosé-Farbton vergangene Muster aufblitzen lässt. Das Video „a beautiful landscape with very old trees“ dagegen wurde per „Text-to-video KI-Technologie“ generiert und beschwört in schier unendlicher Schleife Landschaftsbilder herauf, die zwischen archaischem Rückblick und futuristischem Modell oszillieren. Beide Arbeiten haben gemeinsam, dass sie auf Bildfragmenten basieren, die sowohl in unserem kollektiven Gedächtnis implementiert als auch im algorithmischen digitalen Raum allgegenwärtig sind.
Unser heutiges Natur- und Landschaftsbild stellt sich als eine vielschichtige Collage unterschiedlichster Bilder, wissenschaftlicher Theorien und Ideologien dar, die auf unserer Kulturgeschichte beruht. Vorstellungsfragmente, die sich im Laufe der Zeit unterschwellig in uns manifestiert haben, bestimmen bis heute unseren Blick auf Natur und Landschaft und damit auch Verhalten in dieser essentiellen Sphäre.
1764 schrieb George Louis Le Clerc, Comte de Buffon, in seinem Essay „De la Nature“: „Zur Anbetung des Schöpfers gemacht, gebietet er [der Mensch] über alle Geschöpfe; als Vasall des Himmels und König der Erde, veredelt, bevölkert, und bereichert er sie; er zwingt die lebenden Geschöpfe zur Ordnung, Unterwürfigkeit und Eintracht; er selbst verschönert die Natur; er bauet, erweitert und verfeinert sie. Er richtet die Ordnung unter den Lebewesen ein, die Hierarchie und die Harmonie, er verschönert die Natur (selbst), indem er sie kultiviert, erweitert und verfeinert.“ – Comte de Buffon befand sich mit diesen Theorien in einem hitzigen Diskurs, der den Menschen und sein Verhältnis zur Natur zur Disposition stellte. Obwohl Comte de Buffon deutlich Opposition gegen seine Behauptungen spürte, hatte er als Leiter des Königlichen Gartens von Paris (später: Botanischer Garten) eine gewichtige Stimme sowie prominente, einflussreiche Befürworter und Mitstreiter. Er stellt mit seinen Schriften ein kleines Puzzlestück innerhalb der Prägung unseres Verhältnisses von Natur und Mensch dar und darf als ein markantes Beispiel für die Rechtfertigungsversuche der teils drastischen Eingriffe des Menschen in die Natur aufgefasst werden
Meine Arbeit begreift sich als eine „Spiegelung en miniature“ von unseren Natur- und Landschaftsdarstellungen und ist gleichermaßen als ein Ausdruck unseres kollektiven Verständnisses von Natur konzipiert. Dabei nutze und ziehe ich unterschiedlichste Quellen wie beispielweise historische Beschreibungen und Darstellungen bis hin zu zeitaktuellen Forschungen heran. Das von mir verwendete Material ist dabei explizit künstlich: Silikone, Polymere und Polyurethane verkörpern das teils radikal abstrakte Verhältnis von uns Menschen zur Natur.
PDF – Johanna K Becker Portfolio
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