Barbara Curti
Le Bardot 2
Abformung Feuerstelle am Doubs, Neuchâtel, Schweiz
Juli 2020
Relief:
Lokales Zeitungspapier und Kleister, Firnis mit UV-Schutz
h 72cm, b 65.5cm, t 16cm
Videostill (Screenshot):
Fotopapier auf Aluminium aufgezogen
h 7.3cm, b 13cm
Die Digitalisierung provoziert eine Gegenbewegung, in der das Physische und das Sinnliche, das Gespräch von Angesicht zu Angesicht, real erfahrbare Beziehungen und haptisches Erleben wieder an Popularität gewinnen. In diesem Zusammenhang steht die Feuerstelle als Assemblage von Naturdingen, die grundlegende Fragen des Lebens und des Zusammenlebens zum Thema macht: sei es die ethische Frage «Wie soll ich leben?» oder die politische Frage «Wie sollen wir zusammenleben?». Sie ist auf die körperliche Anwesenheit mehrerer Menschen, also auf Gemeinschaft, angelegt und setzt einen sozialen Raum in Szene.
Seit 2016 forme ich Feuerstellen an unterschiedlichen Orten ab. Hier in der wildromantischen Landschaft am Ufer des Grenzflusses Doubs. Ich verwende einfache Materialien: Stärkekleister und Papier lokaler Zeitungen. Letzteres ist nicht nur wichtiges Material, um Feuer zu entfachen, sondern steht, ähnlich wie der verbale Austausch rund um die Feuerstelle, auch im Zusammenhang mit der Verbreitung von Informationen und Geschichten. Der Vorgang der Abformung wird mittels Video und Fotografie dokumentiert. Sichtbar wird dort eine Figur im weissen Polyesteroverall mit Latexhandschuhen, die der Welt des Labors und der Wissenschaftlichkeit zu entspringen scheint. Sie formt die Feuerstelle ab, zu einem Zeitpunkt, in dem diese brachliegt. Dies entspricht einer Übergangssituation, einer Situation der Infragestellung und der Suche. In ihr ist eine Vergangenheit ebenso enthalten wie ein Moment mit Potenzial.
In der Erzählung der biologischen Anthropologie spielt die Entdeckung und Beherrschung des Feuers eine zentrale Rolle. Sie bewirkt nicht nur körperliche, sondern auch soziale Veränderungen, die wesentlich zur Entstehung der Menschheit beitragen.
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