Bei der eingereichten Arbeit „Härtsfeld I“ handelt es sich um die erste Arbeit einer Reihe über die Härtsfeld- Hochfläche. Sie entstand 2023 im Format 90x165cm mit Öl- und Acrylfarben auf MDF.
Ausgangspunkt für diese, wie auch andere Arbeiten, ist meine in den letzten Jahren intensivierte Auseinandersetzung mit dem Thema „Landschaft“. Daran fasziniert mich zunehmend das, was man als „Gegend“(contrata regio) bezeichnet, der Raum der mir zugegen ist, weniger die "Natur gesehen durch ein Temperament“.
Zentral ist dabei für mich die Konstruktion von Landschaft und die normierende Macht der Horizontlinie. Als Grenze sinnlicher Erfahrbarkeit definiert sie den menschlichen Aktionsradius und entzieht sich uns gleichzeitig permanent ins Unerreichbare.
Obwohl es uns also unmöglich ist aus eigener Anschauung mit Sicherheit zu sagen ob es „hinter dem Horizont“ wirklich weitergeht, liegen dort doch auch unsere größten Hoffnungen- so brechen wir zu neuen Horizonten auf, erweitern unseren Horizont auf Reisen oder durch die Wissenschaft- obwohl beides, sowohl der Plural als auch die Erweiterung gleichermaßen durch unsere gemachten Horizont-Erfahrungen ad absurdum geführt wird, da ein erweiterter Horizont (z.B. beim Bergsteigen) immer bedeutet, dass er sich noch weiter von unserem Standpunkt entfernt und sich somit der exakten Wahrnehmung zunehmend entzieht.
Besonders in der Zeit des ersten Lockdowns, wurde mir (durch deren Abwesenheit) bewusst, wie groß unsere Abhängigkeit von der normierenden Kraft der Horizontlinie ist und wie seltsam es ist, nicht auf sie zurückgreifen zu können. Sie spielt sowohl im technischen, sowie im psychologischen, als auch im metaphorischen Sinn eine bedeutende Rolle für unsere Verortung im Raum sowie in unserer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit.
Auslöser für eine intensivierten Beschäftigung mit dem Thema waren Pareidolien- in meinem Fall Landschaften in der Craquelure von Fliesen, die mir in der Abgeschiedenheit meiner vier Wände begegneten, begleitet von Landschaften, die eine Klare Gliederung aufweisen und in denen die Horizontlinie eine dominante Stellung einnimmt. So sind beispielsweise Arbeiten über Moore, Heidelandschaften und Wüsten entstanden.
Letztlich haben mich die Fragen, ob die Landschaften, die man in Strukturen(Wolken, grob verputzten Wänden oder wie in meiner Arbeit; Sprüngen in der Glasur von Badezimmerfliesen) zu erkennen glaubt, nicht schon vorher in uns angelegt sein müssen, bzw. ob man dabei nur finden kann , was man bereits kennt (zu kennen glaubt), auch dazu geführt, diese um die Art Landschaften zu erweitern, die in unseren Erinnerungen gespeichert sind.
Aus diesen Überlegungen entstanden eine Reihe von Arbeiten, in denen ich mit meinen frühesten Erinnerungen an „Landschaften“ arbeitete. In meinem Fall handelt es sich dabei um die Ostalb und deren Umgebung, in der ich Kindheit und Schulzeit verbracht habe. Einerseits die bereits oben erwähnten Härtsfeldarbeiten sowie mehrere plastische Bodenarbeiten, die vom Welland inspiriert wurden.
Wie auch in den Landschaften zuvor, geht es dabei weniger um die Abbildung eines konkreten Orts, sondern eher um die Komposition und die Konstruktion die ihr zugrunde liegt, sowie deren erinnerten Charakter.
Wie in allen meinen Arbeiten spielt die Materialität dabei eine entscheidende, bildtragende Rolle. Zunächst ist der Bildträger in vielen meiner Arbeiten integraler Bestandteil des Bildgeschehens (Farbe, Oberfläche, Weise der Verarbeitung und Konstruktion) – Bildfläche und Objekt sind somit untrennbar verbunden – Bildraum und architektonischer Raum verschmelzen.
Zudem halte ich es für entscheidend für die Integrität meiner Arbeiten, dass sowohl der Prozess der Bildfindung als auch der -entstehung lesbar bleiben. Daher sind alle Spuren derselben auch Bestandteil des Bildes- solange sie die Bildidee nicht wesentlich verbergen.
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