Nach dem Energieerhaltungssatz ist es nicht möglich, Energie in einem System zu verlieren. Sie lässt sich nur umwandeln. Ein faszinierender Gedanke, wenn man sich unsere ganze Existenz- unseren Planeten, bevölkert von Abermilliarden von Lebewesen, als eine Einheit vorstellt, die in sich selbst Energie hin und her tauscht.
Komplexe Tauschketten, die mehrere Stationen für ihre materielle Umwandlung benötigen, haben wir Menschen erfunden. Jedoch – im Gegensatz zu einem perfekt aufeinander abgestimmten funktionierenden Ökosystem gibt es in einem menschlich erdachten System oft Lücken, so dass der Kreis nicht perfekt geschlossen wird und benachbarte Organisationseinheiten beeinträchtigt werden.
Beispielsweise kennen wir Erfindungen wie das Mobilitätssystem, die Bekleidungsindustrie, 1- Euro- Shops oder den gelben Sack. Alle dienen dem menschlichen Komfort, doch gehen zu Lasten der natürlich gewachsenen Umgebung. Und das sind jetzt nur vier aus der Luft gegriffene Begriffe, die Sie mit tausenden Beispielen ergänzen können.
Im Anbetracht des international medienwirksamen kritischen Blicks auf den Great Pacific Garbage Patch oder auch der Aussicht aus meinem Fenster auf den zubetonierten, Stau-verstellten Bad Cannstatter Wilhelmsplatz stelle ich mir immer wieder die Frage: Was passiert, wenn sich unseren Errungenschaften des menschlichen Komforts nach Gebrauch irgendwann wieder mit der Natur verbinden und ihre Bestandteile in den ganz großen Kreislauf zurück gehen ? Noch sehen wir Müllkippen, aber kommt vielleicht der Moment, in dem sich der Kreis schließt und menschlich produzierte Strukturen sich mit pflanzlichen verbinden? Wie sehen dann Landschaften aus, wie funktionieren die „neuen“ natürlichen Abläufe?
Meine bildnerischen Überlegungen münden in Pflanzenstillleben, in der eine solche Synergie vollzogenen sein könnte. Die Objekte verbinden Pflanzen mit Zivilisationsrelikten. Es öffnet sich ein fiktiver Raum, in den Sie eingeladen sind, über das Entstehen und die Funktion solcher Pflanzen nach zu denken.
Die Objekte, die ich baue, sind temporär und fragil, manche Pflanzen befinden sich im Wachstum, andere sind durch Bestandteile wie Wurzeln, Früchte oder Blüten mit künstlich hergestellten Gegenständen verknüpft. Sie stehen in oder vor meinem Atelier im Kunstverein Wagenhalle in Stuttgart. Gemeinsam mit dem Fotografen Thommy West und dem Grafikbüro Studio Vierkant habe ich die Objekte im Fotostudio in Anlehnung an altmeisterliche Stillleben vor dunklem Hintergrund mit punktueller Beleuchtung inszeniert. Auf den Fotodrucken sind die Objekte lebensgroß abgebildet, die Bildebene nivelliert die Materialität des Objektes und lässt sie homogen werden.
Die Drucke sind – je nach Objekt- zwischen 60 x 40 und 200 x 100 cm groß.
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