Es schien wie ein Weckruf, als im Sommer 2020 Covid-19 in Deutschlands größtem Schlachthof ausbrach: Die erste Welle der Pandemie verklang gerade, da meldeten die Gesundheitsämter mehr als 1.500 infizierte Arbeiterinnen und Arbeiter in dem Mega-Schlachtbetrieb von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Dort, wo am Tag knapp 30.000 Schweine geschlachtet werden, musste aufgrund der Pandemie alles stillgelegt werden. Infiziert waren vor allem Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Ausland, die in der Fabrik für wenig Geld arbeiten und unter prekären Bedingungen wohnen. Agrarministerin Klöckner verkündete einen grundlegenden Wandel in der Fleischindustrie, sogar ein „FleischGipfel“ wurde organisiert.
Endlich der Moment für einen grundlegenden Wandel? Leider nein. Durch den Kampf der Gewerkschaften endet nun die Zeit der Leiharbeit und der Werkverträge in den Schlachthöfen. Ein erster wichtiger Schritt. Doch weiter geht der Umbau der Fleischindustrie nicht. Die Corona Aufregung erinnert an die vielen anderen Skandale, die in den letzten Jahrzehnten ohne wirkliche Konsequenzen an der Branche vorbeigezogen sind. Für uns ist es kaum nachvollziehbar, wie wenig sich ändert – trotz der seit nun fast zehn Jahren anhaltenden öffentlichen Kritik und der vielen Skandale.
Der Fleischatlas der Heinrich Böll Stiftung widmet sich den ökologischen und sozialen Folgen des hohen Fleischkonsums. Er liefert in 19 Kapiteln und 51 Infografiken Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel.
Weblinks
Das ist eine tolle Lektüre, können wir nur emfpehlen! Vielen Dank! Inka Schube