Die Dämonenbesessene, die Frau und die kindliche weibliche Gestalt, die uns heimsuchen wird – Horrorfilme bedienen oft Stereotypen, die Frauen auf bestimmte Arten darstellen. Zwei Darstellungsweisen dominieren im Horror-Business: “Femme fragile” und “Femme fatale”. Diese Konzepte sind keine Erfindungen der letzten Jahre, sondern haben eine lange Geschichte in Kunst und Literatur. In Mythen bringen zum Beispiel Sirenen den Seeleuten Unheil, ähnlich wie Baby Firefly im Klassiker “Das Haus der tausend Leichen”. Als Gegenspielerin kennen wir die verletzliche, junge, traumatisierte weibliche Person, die uns heimsucht, weil ihr Geist keine Ruhe findet.
Das Oberteil (Größe: 36, Tüll, Pappmachee, Acrylfarbe, Kunstleder, künstliche Perlen) ist von den Konzepten “Femme fragile” und “Femme fatale” inspiriert. Das Material ist zerbrechlich, schmiegt sich jedoch wie eine zweite Haut an den Körper. Die Härte bietet kaum Bewegungsfreiraum. Das korsettartige Oberteil, das frau nicht leicht loswird, steht bildlich für die Rolle der weiblichen Charaktere in Horrorfilmen. Sie ist vorhersehbar, routiniert und spoilert den Zuschauer (leider).
Ich habe mich für eine farbliche Gestaltung in Weiß, Schwarz und Rot entschieden. Das dominierende Weiß steht im Kontrast zu den überwiegend dunklen Darstellungen, die oft den Grusel-Effekt unterstützen sollen. Bei genauerem Hinsehen stellt sich der Kragen aus Kunstleder mit Perlen als zwei Hälften einer Spinne dar. Über den Rücken webt sie ihr Netz. Diese Stellen spielen mit der Bedeutung Fragilität und Stabilität. Ein Spinnennetz ist eine tödliche Fall, wirkt instabil und ist doch so packend. Häufig haben Menschen vor dem kleinen Geschöpf Angst und Scheu. Interessante Assoziationen, die mit diesem Tier in Verbindung stehen, obwohl sie in unseren Breitengraden wenig bedrohlich sind. Solch ein festgesetztes Bild wird von Generation zu Generation weitergegeben, ähnlich wie bei der Darstellung von Frauen in Horrorfilmen.
Konzept und Umsetzung: Alina Mack
Ich bin Kunsthistorikerin und momentan in meinem Masterstudium der Provenienzforschung. Gelegentlich verlasse ich die Theorie und beschäftige mich mit kunsthistorische Ideen und Ansätze, die ich praktisch versuche umzusetzen, so wie ich es 2023 mit diesem Objekt gemacht habe.
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