Ines Tartler
Fachsenfelder Arbeit
eine partizipatorische Verwurzelung
Grundlagen
Eine Wurzel ist ein elementarer Kern, kleinste Einheit ohne bestimmte Zugehörigkeit –
und mit allem verbunden.
Ich begebe mich in den Ort hinein. Bringe einzig meinen Blick auf den Ort mit, in das, was mir begegnet.
Es ist alles da. Fülle. Es entsteht was nötig ist.
Die französiche Sozialrevolutionärin, Philosophin und Mystikerin Simone Weil (1909 – 1943) beschreibt Verwurzelung als die reale, aktive und natürliche Teilhabe eines Menschen an einer Gemeinschaft und als Fundamentalbedürfnis der Seele. (1)
In diesem Sinn der Teilhabe verstehe ich Wahrnehmung als Partizipation, als Teilhabe am Ort.
Schloß Fachsenfeld dient während des Projektzeitraums als Verwurzelungs- und Möglichkeitsort
dieser Teilhabe.
Umsetzung
‘Fachsenfelder Arbeit’ führt mich zunächst ganz direkt in den Park von Schloß Fachsenfeld, zu seinen Bäumen, seiner Natur und zu meiner eigenen Wahrnehmung. Beim Wahrnehmen gehe ich eine Beziehung mit dem Wahrgenommenen ein, gehe also mit dem Ort in Verbindung, verwurzle mich, um herauszuarbeiten, was ich sichtbar machen möchte – resultierend in Zeichnungen, Fotografien, Texte, Orte.
Weitere Projektebenen sind die Vermehrung der Mutterbäume und die Verwurzelungsorte:
In einem partizipatorischen Prozess werden Bäume des Parks ausgewählt und diese Mutterbäume vermehrt – eine erlebbare tatsächliche Verwurzelung und eine Verbreitung der Pflanzen.
Teilnehmende und Besucher*innen dürfen die Zöglinge mitnehmen, weiterpflegen und entsprechend an ihren Orten auspflanzen.
An den Verwurzelungsorten haben die Menschen die Möglichkeit einen Ort für sich wahrzunehmen; so führt ein schmaler Pfad zu einem Mutterbaum, zu einem freigelegten Platz, einem subtilen Eingriff, eine Betonung an einem versteckten Wasser, eine Mulde, eine Senke, Vertiefung, eine Reflexion, eine Höhlung.
Die Anzuchterde für die Bäume wird im Idealfall dem Wald des Schloßparks entnommen, wodurch gleichzeitig ein Verwurzelungsort (z.B. eine Erdmulde) entstehen könnte. So greifen alle Prozesse nachhaltig ineinander ohne dass weiteres Material herangeschafft werden muss. Auch die Anzuchttöpfe werden bestenfalls für das Projekt gespendet (Sammelaktion).
Der Schlosspark sollte nach Möglichkeit während der Projektdauer frei und öffentlich zugänglich sein, damit die Inhalte des Projekts gelebt, unmittelbar erfahrbar werden und ihre partizipatorische und gemeinschaftsbildende Wirkung entfalten können – damit eine Verwurzelung, eine Teilhabe, möglich wird.
(1) aus: Simone Weil, Die Verwurzelung – Vorspiel zu einer Erklärung der Pflichten dem Menschen gegenüber, diaphanes, 2011
PDF: FachsenfelderArbeitInesTartler
Weblinks