Die Wälder weichen normalerweise dem Menschen und seiner Kultur, das erkannte schon Giambattista Vico im Jahre 1725. Von Bäumen geht seither eine nahezu unbestrittene Stufe der Romantik aus. Dabei ist diese langjährige Form der Vegetation äußerst vielseitig und der Wald (im romantischen Sinne: die bunte Ansammlung verschiedener Baumfamilien und Arten) die natürliche Landschaft unserer Breitengrade. Es scheint also das unser Verhältnis zum Baum, zum Wald gestört ist.
Das ist sicherlich nicht in jedem Fall so, für Kinder z.B. ist so mancher Obstbaum immer noch besser als jedes Klettergerüst. Auch nicht zuletzt seit Hermann von Pückler-Muskau ist bekannt, wie ideale Naturszenarien künstlich angelegt werden um uns besonders schöne Ausblicke durch Geäst auf wunderbare Landschaften zu ermöglichen. Parklandschaften. Denn Baumfarmer ziehen die Gehölzer groß und anschließend lassen Sie sich überallhin verpflanzen. Bereits Napoleon veranlasste, auf den Landstraßen und Plätzen in den Städten, Platanen aufzustellen um seinen Soldaten Schatten zu spenden. Und so wuchs nach und nach der urbane Raum vereinzelt um die älteren Exemplare der Bäume herum, oder wurde durch die Neuanlage noch junger Gewächse ergänzt.
Es gibt manchmal Bäume, die stehen in einer Umgebung, die sie besonders erscheinen lässt. Es gibt Bäume, die sind so gewachsen, dass sie in besonderer Weise geformt sind. Manche sind klein und gedrungen. Andere knorrig oder verknotet. Wieder andere sind stromlinienförmig mit dem Wind gewachsen und stehen ganz alleine an einer Klippe. Der Baum steht im Fokus einer Suche des Künstlers nach besonderen Formen und Szenarien vor dem Hintergrund seiner Bedeutung als Kohlenstoffspeicher und Schattenspender.
Bäume sind Holz, welches seinen chemischen Bestandteilen nach zu etwa 50% aus Kohlenstoff besteht, dabei bindet jedoch ein Kubikmeter Holz bis zu einer Tonne CO2. Mit ihrem stetigen Wachstum wandeln Bäume Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre via Photosynthese in ihrem Blatt- oder Nadelwerk zu Sauerstoff um.
Äußere Einflüsse haben die ausgewählten, häufig am Wegesrand gefundenen Bäume geformt. Mit Hilfe fotostilistischer Intervention transformiert die Abbildung zur surrealen Untersuchung: Es entsteht eine Art doppeltes Bild, man kann den lebendigen Baum in fast voller Pracht sehen und gleichzeitig erschließt sich ein Bild, wie die Landschaft ohne Ihn aussehen würde.
Die Lücke, der entstandene Bruch, kann dabei auch sinnbildlich für das pandemische Jahr 2020 stehen, ein Jahr, dass für viel "Aus" sorgte, aber unser Ausblick auf Weiterleben, auf das wieder "An" ist stark und es wird weitergehen. Bis wir unser Leben wieder in voller Pracht und mit den gewohnten Freiheiten leben können, lasst uns spazieren gehen und die Wunder am Wegesrand schätzen – come to where the carbon is.
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