Die filmische Arbeit „Bewerber 377592“ interpretiert den
zukünftigen Umgang mit Technologie und Digitalisierung. Sie
liefert keine eindeutigen Antworten, sondern ist eine Collage aus
ungeklärten Fragestellungen. Weniger eine Diskussion von Partnern
auf Augenhöhe, eher ein Gespräch zwischen künstlicher Intelligenz
(KI) und Mensch mit eindeutiger Machtverteilung. Die Freiheit des
Protagonisten Alex sich für oder gegen die KI zu entscheiden, wird
ihm nicht gegeben und ist wenngleich reine Illusion. Die Welt in
„Bewerber 377592“ ist ein Gerätesystem, die KI „Quintrix“ ein
„must-Gerät“.
Verzichtet man auf ein „must-Gerät“ so würde man auch auf alle
anderen Geräte verzichten und damit auf sein Leben. Qunitrix steht
Alex also nicht als Mittel oder für freie Zwecksetzung zur
Verfügung, sondern zwingt ihm Bedürfnisse auf. Er ist Konsument,
Verwender und virtuelles Opfer seiner „eigenen“ Produkte. Macher
und Gemachtes tauschen ihre Rollen, der Schöpfer wird zum
Untertan.
Der Protagonist ist eine Zahl im System, seine Nutzenfunktion
errechenbar und seine Handlungen vorherbestimmbar auf Grundlage
seiner Daten durch die KI. Alex hat seine Selbstbestimmung
abgegeben und wird zu einem passiven Akteur.
Die Maschinen sind die Beweisstücke der menschlichen Insuffizienz.
Alex wird die Limitierung seiner Anwendbarkeit und die
unzureichende Effizienzsbilanz seiner Arbeit vorgeführt. Maschinen
geben die Maßstäbe und Blickwinkel vor, die nun auch die der
Menschen sind. Der Mensch ist in „Bewerber 377592“ ein
(fehlerhaftes) Werkstück innerhalb einer ganzen Maschinerie.
Enya Burger, Entstehungsjahr 2019
Weblinks