"Zur Romantik der neuen Heimkehrer/innen" 2022
Wurzel/Baustahl/Schaumharz/Epoxidharz/Lack/Farbe H:188cm B:95cm T:109cm
Unweigerlich muss man sich fragen: Was soll das sein? Was ist das? Ein Hybrid?
Ein Gebilde aus ganz verschiedenen Elementen, das sich zu einem neuen Ganzen fügt?
Unheimlich ist das aber allemal.
Wie die Stelzen eines Raumschiffes greifen die Beine des Metallgestells in den Raum. Sebstverständlich und solide scheint es zu sein. Folgt man mit dem Auge den Stäben des Metallgestells zum unteren Schwerpunkt des Werkes, so entdeckt man, dass das Gestell einen alten Wutzelstock mit einem Reststückchen von Erde dran, nicht nur umgreift, sondern sich förmlich an ihn andockt und eine neue Einheit mit ihm bildet. Natur und Technik.
Aus dem Reststamm der Wurzel wächst in organischer, aber fremdartiger Weise ein sehr enormes Gebilde, das sich nicht an die sonst üblichen Regeln der Schwerkraft hält. Es dehnt sich in verschiedene Richtungen aus, ohne einem bestimmtem Wachstumsbild zu folgen. Seine Oberfläche glänzt in gebrochenem Grün und vermittelt eine satte Fleischigkeit, was auf eine unbändige Vitalität schließen läßt. Morphen wäre hier der wohl richtige Begriff.
Was ist nun, wenn wir nach langer Zeit in den Städten an jene Orte zurückkehren, an denen wir begonnen haben und gleichzeitig begonnen wurden? Back to the roots ja, aber wir sind nun verändert, nicht mehr ohne Stadt, nicht mehr ohne die Erfahrung der Masse, nicht mehr so, wie wir mal waren, als wir noch ein einziges, ein reines, ein kleines Dorf waren. Ach ja, und hier, ja hier ist auch nicht mehr alles, wie es mal war. In diesem unweigerlichen Wechselspiel und dem gleichzeitigen schonungslosen Aufeinanderprallen äußerst entgengesetzter Lebenswelten und Lebensentwürfe entdecken wir uns nun als ein Konglomerat von Wünschen, Sehnsüchten und alten Projektionen, die ob wir es nun akzeptiren wollen oder nicht, längst schon damit begonnen haben, ein Eigenleben zu entwickeln.
Im Spannungsfeld mit Schloss Sachsenfeld, dem umgebenden Park und dieser ungewöhnlichen Plastik könnte hier ein Raum entstehen, in dem wir in einen Dialog mit unserer eigenen Geschichte eintreten und jener brennenden Frage stellen können, wo wir da hin wollen, wenn wir zu unseren eigenen Wurzeln zurückkehren wollen.
Also kehren wir da in etwas heim, das wir nicht mehr kennen, präziser gesagt, nicht mehr wiedererkennen können.
Was nun?
Back to the roots.
Oder fangen wir endlich an?
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