
Als junger Volontär war ich beruflich auf der Art Karlsruhe. In meiner Pause lief ich über die Messe und entdeckte eine Arbeit, die mir sofort ins Auge stach: Der Maler hatte mehrere Schichten Acrylfarbe aufgetragen, diese teilweise mit feiner Feder eingeritzt, sodass sie als Holz erinnerten und an eine heruntergekommene Häuserfassade denken ließen. Auf diese Ebene hatte er einen fast fotorealistisch gemalten Nagel gesetzt. Mit dem geringen Volontärsgehalt wäre ich nicht auf die Idee gekommen, das Werk zu kaufen: zu teuer! Aber es wollte und wollte mir nicht aus dem Kopf. Nach zwei Nächten ging ich erneut an den Stand, fest entschlossen mein erstes Kunstwerk zu kaufen. Aber leider waren bereits alle Werke des mir unbekannten Künstlers verkauft. Die Galeristin schickte mich zu einem anderen Stand. Und dort, verborgen in einer Schublade, gab es tatsächlich noch weitere, ähnliche Werke. Es sei, so der Galerist, möglich, in Raten zu zahlen. Über ein Jahr lang zahlte ich also das Gemälde ab. Der Künstler heißt Ymer Shaqiri. Viele Jahre später durfte ich ihn kennenlernen und erfuhr von seiner Flucht aus dem Kosovo und sah sein furchtbar kleines, dunkles Atelier. Noch heute freue ich mich über meinen ersten ernsthaften Kunstkauf.
Ein beeindruckendes Bild und eine schöne Geschichte. So ähnlich erging es meinem Mann und mir mit einem interaktiven Werk von Peter Vogel. Es wandelt Schatten in Töne um und hätte auch Teil dieser Aktion sein können.