Die Fotoreihe aus den Jahren 2020/22 beschäftigt sich mit Tierhaltungsanlagen für Schweine und andere Tierarten. Die Bilder wurden im Nordwesten Deutschlands, südlich von Oldenburg aufgenommen.
Der Zutritt zu den Mastställen wird häufig mit der Aufschrift verwehrt
„Zutritt verboten – Wertvoller Tierbestand“.
Was ist der Wert der Tiere, die in den Ställen gehalten werden? Für wen haben sie einen Wert? Wieviel sind sie uns wert, dass wir sie den industriellen Mastbedingungen unterwerfen?
Die schockierenden Bilder, wie es in den Ställen aussieht, hat ein Jede/r im Kopf. Und möchte es doch nicht im Kopf haben. Sie lösen einen Scham- und Empathieimpuls aus, der nach Konsequenzen schreit. Aber wenn dann das Schnitzel, die Salami oder die Bratwurst zwischendurch vor einem liegt, sind die Bilder von zusammengepferchten Tieren, die ihren natürlichen Lebensbedingungen beraubt sind, verdrängt.
Das Unwohlsein beim Fleischkonsum ist nicht so stark wie die Lust und der Genuss. Und das obwohl die meisten über die Konsequenzen der industriellen Tierproduktion in der ersten Welt für Welternährung, Klimawandel und Grundwasser Bescheid wissen. Aber der mögliche eigene Beitrag liegt im Verzicht oder zumindest in der Bereitschaft, mehr Geld für das Fleisch = mehr Zeit und Platz für die Tiere, mehr Artgerechtigkeit auszugeben. Macht man auch nicht immer.
Nähert man sich Mastställen, fällt auf, dass kein Tier und keine Menschen zu sehen sind. Kommt man nah genug ran, kann man gelegentlich die Tiere hören und riechen. Die Ställe sind nach der Optimierung der Mastbedingungen konstruiert, das heißt, die Tiere werden abgeschirmt von natürlichem Licht. Wasser- und Futterversorgungseinrichtungen bestimmen neben den Lüftungsschornsteinen das Bild der funktionalen Gebäude, deren Größe sich an Tierart und optimaler Menge pro Einheit bemisst.
In der öffentlichen Wahrnehmung tauchen sporadisch zumeist illegal aufgenommene Fotos aus den Ställen auf, ergänzt durch schockierende Bilder aus Schlachthöfen. Die Ställe, Stätten der Fleischproduktion spielen allenfalls bei anstehenden Genehmigungsverfahren eine untergeordnete Rolle. Dass in dem "Stall" nebenan das so günstig erworbene Schnitzel unter den dem Preis entsprechenden Bedingungen produziert wird, ist kein Thema.
Der Fotograf wohnt im Nordwesten von Deutschland. Er musste für die Bilder nicht weit fahren, weil er im Zentrum der Europäischen Tierfleischproduktion lebt. Hier sind die in der Landschaft verstreuten Ställe ein wenig kaschiert und doch allgegenwärtig.
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