Die vorgeschlagene Idee zur Arbeit ist im Rahmen der Sommer Residency AR Kunstwanderweg Hoher Fläming entstanden und Teil einer Serie von hybriden Neophyten unter dem Namen Survival Machines.
Das AR Projekt „Survival Machines“ bezeichnet eine Reihe spekulativer hybrider Pflanzen, die aus Neophyten /invasiven Pflanzen durch Klimaerwärmung und Bioglobalisierung entstanden sind.
Beispiele sind das drüsige Springkraut, der Götterbaum, im Volksmund auch „Ghettopalme“ genannt oder der Riesenbärenklau. In meiner Serie von Hybriden handelt es sich um Pflanzen, die Muskel entwickelt haben, um sich schneller fortzubewegen und quasi das Laufen lernen. Die unbeholfenen ersten Bewegungen des hier gezeigten drüsigen Springkraut – Hybrids werden mit Hilfe einer Tänzerin unter Verwendung von Motion Capture dargestellt.
Durch weltweiten Waren- und Personenverkehr konnten viele gebietsfremde Arten bei uns Fuß fassen. Aufgrund bestimmter Arteigenschaften wie hohe Samenproduktion, eine starke Wuchskraft oder Toleranz gegenüber Störungen sowie Anspruchslosigkeit gegenüber Standortbedingungen, können sich invasive Arten in der Regel sehr stark ausbreiten. Auch findet häufig eine schnellere Anpassung an die neue Umwelt statt.
In Düsseldorf verbreitet sich in den letzten Jahren vermehrt der Riesenbärenklau aus vor allem in Rheinnähe, wie den Rheinwiesen und der Urdenbacher Kämpe aber auch schon neben öffentlichen Parkplätzen an der Rotterdamer Straße wurde der Neophyt viel gesichtet. Der Riesenbärenklau ist sehr schön anzuschauen, mit seiner stattlichen Größe von bis zu 3,5 Metern fast überwältigend. Allerdings ist er auch extrem gefährlich, da sein Pflanzensaft bei Kontakt mit Haut zu starken Verbrennungen führt. Die Bekämpfung der Pflanzen ist extrem aufwändig und kaum finanzierbar. Aufgrund der tiefen Wurzeln müssen die Neophyten oft mit mit Baggern entfernt werden
Von diesen „unheimlichen Eroberern“ und ihren hervorragenden Pioniereigenschaften lässt sich viel ableiten für zukünftige Spezien die, die Härten des Klimawandels bewältigen müssen.
In meiner Arbeit versuche ich ein Bild unserer heimischen Natur in einer spekulativen Zukunft ganz ohne menschliches Einwirken, zu skizzieren. Der Titel der Arbeit „Survival Machines“ bezieht sich auf einen verwendeten Begriff im Buchklassiker des Evolutionsbiologen Richard Dawkins, „The Selfish Gene“. Dawkins führt die gesamte Entwicklung des Lebens auf die Selektion von Genen zurück, die jeweils die meisten Kopien von sich anfertigen konnten. Im Laufe der Evolution hätten sich diese immer raffinierteren „Überlebensmaschinen“ in Form von pflanzlichen oder tierischen (auch menschlichen) Körpern geschaffen.
Ich würde die AR Arbeit entlang der Nördlichen Düssel im Stadtpark positionieren, da die Ausbreitung des Riesenbärenklau gern über Flüsse und Uferzonen stattfindet und das ihr bevorzugter Standort wäre. Die Fläche, die für die Augmentierung benötigt wird, beträgt in etwa 6×6 Meter. Die AR Installation stellt ein posthumanes Monument dar, überwuchert von Neophyten und bewonht von Hybriden. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen; einem von Neophyten überwachsenen Autowrack mit darüber schwebendem „Collider“ (einer Art Wirbelstorm aus Genmaterial von verschiedenen Pflanzen) und einer hybriden Pflanze die in einem Ausdruckstanz lernt sich zu fortzubewegen.
Ich habe in vergangenen Projekten bereits häufig mit Tänzern zusammengearbeitet wie bei meiner zweiten AR Arbeit “Ego Passages”, einer fünf-szenigen ortsspezifischen Tanzperformance. Unter Verwendung von Motion Capture AIs lassen sich die choreographierten Bewegungen von Tänzern auf meine Pflanzen-Avatare recht unkompliziert übertragen.
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