Durch die Aneinanderreihung vieler winziger Bleistiftstriche, in unterschiedlichen Härtegarden, bilden sich organische Formen. Mal breit, mal schmal, anschwellend und abschwellend, sich zurückziehend und wieder ausdehnend. Manchmal sind die Formen großflächig, dann entsteht wieder nur ein schmaler Grat. In jeder Zeichnung werden neue zeichnerische Möglichkeiten untersucht. Zum Beispiel: was für Formen ergeben sich, wenn die Striche in unterschiedlichen Winkeln aufeinandertreffen? Was entsteht, wenn sich Linien und Flächen kreuzen? Was für Hell-Dunkelspiele und Muster entstehen, wenn weit auseinanderliegende Bleistifthärten aufeinanderprallen? Aus jedem gezeichneten Blatt ergeben sich neue Fragen. Ich zeichne endlos, Tag für Tag, Bogen um Bogen Papier wird mit den mäandernden Formen gefüllt. Wird die Ausbreitung jemals ein Ende nehmen?
Konzept
Gezeichnet wird mit Bleistiften der Stärken 12B bis 10H. Die Zeichnung entsteht, indem circa 2 mm lange Striche, nebeneinander oder schräg ineinander liegend gezeichnet werden. Dabei entstehen organische Formen, die ich zeichnend,- ohne Unterbrechung ineinander übergehen lasse. Eine unendliche Metamorphose. Ist ein Blatt voll, geht die Zeichnung auf einem nächsten Blatt weiter. Die Arbeit ist in künstlerischer Form das Mitzeichnen des historischen Ereignisses der Coronapandemie. Auf der Vorderseite der Blätter ist,- in zeichnerischer Übersetzung,- das sich Ausbreiten und Zurückziehen des Virus zu sehen. Als Grundlage hierfür dienen die Coronafallzahlen aus Deutschland. Sind die Coronafallzahlen in Deutschland hoch, zeichne ich vermehrt mit weichen/dunklen Bleistiften. Die Fallzahlen übersetzen sich durch folgendes Konzept auf die Zeichnung: Die verschiedenen Härten der Bleistifte werden den sich täglich verändernden, vom Robert Koch Institut für Deutschland herausgegebenen, Coronafallzahlen,- nach einem von mir erstellten Schema zugeordnet. Zum Beispiel zeichne ich bei Fallzahlen zwischen 15.000 und 20.000 mit Bleistiften der Härten 5B bis 8B. Ich zeichne jeden Tag auf Grundlage der tagesaktuellen Fallzahl. Mein Vorhaben ist es die Zeichnung bis zum Ende der Pandemie fortzuführen. Die folgende Tabelle zeigt das Schema, mit dem ich arbeite.
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Die Arbeit ist während der Coronapandemie in meinem Atelier in Überlingen entstanden und entsteht weiter. Inspiriert von den Wellen des Sees und der überwältigend schönen Natur der Bodenseelandschaft, die man während der Pandemie, ohne das normale Alltagsgetriebe, noch viel intensiver wahrnehmen konnte. Die Zeichnung zeigt uns, wie alles mit allem verbunden ist und fragt nach unserem Handeln in Bezug auf die Natur.
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