


Spätestens mit dem Beginn der Digitalisierung der Fotografie, mit ihren vielfältigen Möglichkeiten der Bildmanipulation, wurde dem Medium seine schon zuvor hinterfragte Evidenz abgesprochen. „Die Größe und die Grenze der Fotografie ist der Gegenstand“, sagte einmal Richard Avedon. Demnach bekommt die Fotografie ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn sie in der Lage ist, sich durch nachträgliche Bildmanipulationen von dem Gegenstand zu entfernen.
In der konzeptionellen Fotoserie Schlaraffenland entfernen wir uns nicht vom fotografierten Gegenstand und steuern dennoch bewußt auf ein Glaubwürdigkeitsproblem zu. Das Fotografierte geschah zwar vor der Kamera, wurde nicht nachträglich im Bild verfälscht, doch ist das Geschehen die Fälschung selbst : Ein ironisches Spiel mit dem naiven Glauben an das Wahrheitsversprechen der Fotografie einerseits und andererseits ein ironischer Versuch der Betrachtung einer unbekannten Gesellschaft. Die am Gedicht von Hans Sachs inspirierte Fotoarbeit Schlaraffenland beschäftigt sich vice versa mit den gesellschaftlichen Bedingungen der ärmsten Länder Europas und mit der Macht der Fotografie Postfaktisches in vermeintlicher Dokumentarfotografie aufzutischen. Das Schlaraffenland ist ein fiktiver Ort aus diversen Märchen, in dem alles im Überfluss vorhanden ist. Es ist ein Garten Eden, welcher im Kontrast zu den fotografischen Arbeiten steht.
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