Daniel Hahn
Ratio, 2020
Acryl und Siebdruck auf Leinwand
42 x 68 cm
Auch wenn ich mich damit in nur wenigen der neun angebotenen Wettbewerbskategorien wiederfinde – oder besser gerade deswegen – sehe und wünsche ich mir einen Kontrast der Medien, indem ich eine „klassische“ Leinwand zeige. Es geht mir dabei keinesfalls um trotziges Flagge zeigen. Sondern um die Wechselwirkung alter und neuer Medien. Das Motiv des Goldenen Schnittes dient hier als disziplinübergreifendes und somit einendes Element: In der Kunst, Architektur, Typografie, im Film und seit jeher in der Natur fest verankert, ist der Goldene Schnitt eine seit der Antike bekannte Gestaltungsregel und bezeichnet das Teilungsverhältnis zweier Größen zueinander. Diese Teilung gilt als ausgewogenes Leitmaß und wird vom menschlichen Auge als besonders harmonisch empfunden. Es geht mir darum, einen Pol in der Ausstellung zu schaffen, der die Grenzen der Malerei humorvoll zur Disposition stellt und zwar im Angesicht der sie umgebenden neuen Medien. Eine Malerei, die nichts abbildet, bis auf das formal perfekte Gerüst, gerade um etwas abzubilden, stellt die träge Frage, ob die Malerei auserzählt ist. Rhetorisch, da es ja eine bemalte Leinwand ist, die die Frage aufwirft und somit nicht nichtig sein kann. Auch weil sie ihren gedanklichen Kontext gleich mitliefert, mixed media, in Form von gesiebdrucktem Text. Die Ausstellung erhielte so eine Position, die mit dem subjektiven Raum ungegenständlicher Malerei arbeitet und, dem Paradies-Kontext gehorchend, das Multimediale aufnimmt und behandelt. Die Umgebung, in der die Arbeit hängen könnte, würde zum Teil der Malerei. Da sie motivisch die Verknüpfung liefert, in textlicher Form, und alte und neue Medien gedanklich eint. Denn Malerei im Sinne des Gemalten ist nicht echt, nicht in Wirklichkeit vorhanden, aber echt erscheinend, etwas vorschlagend und somit auch virtuelle Realität. Und bestimmt auch das goldene Verhältnis zwischen altem und neuem, major und minor.
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