Sebastian, der sympathische, positive Mexikaner.
Als ich vor ein paar Jahren nach Zürich reiste, lernte ich einen jungen Mann aus Mexiko kennen namens Sebastian. Er sagte mir, dass Costa Rica der schönste Ort der Welt sei und ich unbedingt einmal hinfahren solle. Wie aber hat mich diese superlative und subjektive Beschreibung des Paradieses überzeugen können, dieses Land zu besuchen? Ich fragte mich, ob auch alle anderen, die es kannten, diesen Ort als den schönsten der Welt empfanden? Obwohl ich schon einige Reisen ins Ausland unternommen hatte, konnte ich bislang keinen Ort als den besten oder schönsten benennen. Ich zweifelte, aber bereits nach diesem kurzen Gespräch dennoch wurde Costa Rica zu meinem Traumziel.
Drei Jahre später kontaktierte ich Sebastian wieder und erzählte ihm, dass ich auf seine Empfehlung in der Tat nach Costa Rica reisen würde. Er antwortete mir, er habe jetzt wirklich den schönsten Ort der Welt gefunden und sei dorthin gezogen ist. Er wohnt jetzt an der mexikanischen Küste.
Vice Versa
Daniel, Taxifahrer.
Es war am Anfang meiner abenteuerlichen Reise. Daniel stand neben seinem Taxi vor dem Eingang des Busterminals in San José, Costa Rica, und fragte mich, wo ich hinfahren möchte. Ich wollte eigentlich den Bus nach La Fortuna nehmen, aber er sagte mir, wegen eines Streiks im Busverkehr wäre es unmöglich, mit dem Bus hinzukommen. Er sprach fließend Englisch und freundlicherweise fuhr er mich zu einer alternativen Busstation. Dort hat er auch ein Busticket für mich reserviert. Die Währung war für mich noch ungewohnt, und ich gab ihm die Summe, die er mir nannte. Nach einer halben Stunde erst habe ich realisiert, dass Daniel mich betrogen und mir hundert Mal mehr abgenommen hatte als den üblichen Preis, und ich ging zur Polizeistation.
Und ich, die auf der Suche nach dem Paradies.
Ich bin hier in Costa Rica eine etwas einfältige naive Flaneurin, spreche kein Spanisch. Ganz allein in einem fremden Land, wo ich niemanden kenne. Mit der neugierigen Vorstellung eines für andere idealen, himmlischen Ortes wollte ich unbedingt das Land einmal physisch erleben und mich selbst überzeugen, überzeugen lassen. Nach einigen Zwischenfällen und Enttäuschungen, die nicht zu meinen Vorstellungen von Idylle passten, wollte ich dennoch nicht alles grau in grau sehen und das Land mit eigenen Augen betrachten.
Ich reiste knapp einen Monat lang herum, oft sehr spontan. Ich sah springende Delfine im Ozean und Leute, die mit Flora- und Fauna-Motiven hübsch bedruckte Rucksäcke trugen. Mit der Zeit fragte ich mich nicht mehr, was wohl der schönste Orte der Welt sei, vielleicht musste ich das gar nicht wissen. Die schönsten Orte sind nirgendwo, wenn überhaupt, sehen wir sie in Artefakten, in den Souvenirs und Plakaten, Dekogegenständen oder Filmen, die ihre Idee transportieren.
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