Katharina Keller, HYDRODAMALIS GIGAS, HD-Video, 17min, 2020
Bis zum April 2018 wurden hundertundeins zuvor unbekannte Mineralien am Tolbatschik bestimmt. Der Tolbatschik ist einer von dreißig aktiven Vulkanen auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Ein Ort, an dem seit seiner Entdeckung Forscher aus aller Welt Seite an Seite das geologische Potential unseres Planeten in dem sich ständig verändernden Relief der Vulkanlandschaften erforschen. Zu Sowjetzeiten wurden hier Mondfahrzeuge vor ihrer Entsendung ins All getestet.
HYDRODAMALIS GIGAS ist dem Naturforscher und Arzt Georg Wilhelm Steller gewidmet, welcher gemeinsam mit dem Marineoffizier Vitus Bering im 18. Jh. Alaska entdeckt und die ersten Aufzeichnungen über das bis dahin unbekannte Land gemacht hat. Getrieben, alles ihm Begegnende nach seinen Möglichkeiten zu erfassen, legt Steller im Laufe seiner Expeditionen ganze Enzyklopädien an. Als besonders detailreich erweisen sich seine vielfältigen Aufzeichnungen über Kamtschatka.
Die Beschreibung der stellerschen Seekuh ist ein, besonders aus heutiger Sicht wichtiger Bestandteil seiner Notizen. Steller entdeckte sie auf der zweiten Kamtschatka Expedition, nach welcher sie innerhalb von 26-27 Jahren ausgerottet worden ist.
Im Jahr 1977 beginnt ein auf den Kommandeurinseln lebender Künstler, Sergej Pasenyuk, angespülte Tierknochen zu sammeln, sein Sohn Dimitry war in dieses Projekt eingebunden. 2014 haben sie genügend Fragmente beisammen, so dass sie ein Skelett zusammensetzen lassen konnten. Die Pasenyuks haben das Exponat dem vor nicht langer Zeit am Stadtrand von Jelisevo gegründeten Flughafen Vityaz Aero geschenkt, wo das Exponat nun am zweiten Gate steht.
Forschungen können Zufälle in Notwendigkeiten transformieren. Das was der Forschenden begegnet kann aus dem Zufall zu einer Notwendigkeit werden oder umgekehrt. Das Moment des Zufalls lässt notwendige Muster in der Welt entstehen, setzt unvorhersehbare Potentiale frei, macht diese sichtbar und kann damit zum Ausgangspunkt für eine Bewegungs- und Denkrichtung des lebenden Subjekts werden. Jede Handlung erzeugt ihre eigene gleichwertige Wirklichkeit. Die hierbei generierten Strukturen nehmen alle diese Handlungen, Bewegungen und daraus resultierenden, den Ort verändernden Entwicklungen in sich auf. Sie hinterlassen ihre Spuren, prägen sich in die Materie ein, um sich nachfolgenden Generationen gleich einer Schrift zur Entzifferung zu offerieren.
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