homeflesh
Virtual Reality, Zeichnung, Malerei, Skulptur, Text
2021
In der Arbeit „homeflesh“ untersuche ich ein Gefüge aus Erinnerungen und Träumen, einen Teil meines autobiografischen Gedächtnisses. Mich interessiert dabei die multisensorische Beschaffenheit von Erinnerung, die Mythologisierung der eigenen Kindheit durch das Aufbrechen von Realitätsgefügen, hinein in die surreale Erfahrungswelt des kindlichen Geistes, in dessen Universum alles möglich ist. Das Telefon ist eine Banane, die Mutter verwandelt sich nachts in ein Alien, um nach Hause zu telefonieren, krankhaftes Nasenbluten wird zum Symbol der Sterblichkeit, doch ebenso zur Nabelschnur, die die Generationen miteinander verbindet.
Vor allem in der Kindheit vermischen sich Traum, Fiktion und Realität zu lebhaften, detailreichen, konstruierten Erinnerungen, die während der Identitäsbildung jedoch ebenso Teil der eigenen Biografie werden wie tatsächlich Erlebtes.
In dieser spielerischen Auseinandersetzung mit dem früheren Ich, seinen vergangenen Erfahrungen und seiner Umwelt, untersuche ich vor allem die Beziehung zwischen den Generationen, zwischen Tochter, Mutter und Großmutter. Auch der Charakter des Wohnraums und dessen Einrichtung spielt eine wichtige Rolle. Der Wohnbereich wird geöffnet, und zu einer, über Räumlichkeit hinaus gehenden, Entität transformiert, die ebenso lebendiger Teil der Geschehnisse bzw. Erinnerungen ist, wie die involvierten Personen.
"homeflesh" ist als Erzählraum angelegt. Facetten der Erzählung werden durch die verschiedenen genutzten Medien beleuchtet, ergänzen sich, wiederholen sich, formen sich zu einer nichtlinearen poetischen Komposition aus Bild, Ton und Sprache, zu einer privatmythologischen Betrachtung.
Die Arbeit besteht aus einer Virtual Reality, Malerei, Zeichnungen, Skulpturen, Text, Sound und einem kurzen Animationsfilm.
In der Virtual Reality können verschiedene Bereiche besucht werden, die an die typischen Räume einer Wohnung erinnern – Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Badezimmer. Außerdem gibt es einen Wald – das Reich der Großen Mutter. Die gesamte Umgebung suggeriert etwas Körperhaftes. Fleisch, Haut, Adern, ein Körperhaus, das alles zusammen hält, oder ein manifestierter Beziehungskörper? Der Wohnraum und der Körper speichern die Erinnerung, transportieren unserer persönliche "Story" durch die Zeit.
Während sich die Nutzer*innen frei durch die virtuelle Landschaft bewegen können, werden sie von einer Stimme begleitet, die zwischen Erzählung, Poesie, Monolog und Dialog springt, aus verschiedenen Perspektiven erzählt.
Die Betrachter*innen können Gesprächen lauschen, in denen Vermutungen über die Existenz einer Großen Mutter geäußert oder Kindheitserinnerungen heraufbeschworen werden.
Skulptur, Malerei und Zeichnung zeigen verschiedene Versionen der in der Arbeit vorkommenden Charaktere und Gegenstände mal als Porträts, mal als abstrahierte relikthafte Rekonstruktionen von Erinnertem.
Ein Animationsfilm und ein dazugehöriger Text rekonstruieren ein Assoziationsspiel, das die Betrachter* innen durch ein Gespinst von Erinnerungen bzw. kindlicher Vorstellung von Realität führt.
Ich experimentiere mit alternativen Erzählformen, zum Beispiel mit dem nichtlinearen Narrativ in der Bildenden Kunst und den Möglichkeiten, bildnerische und textuelle Mittel intermedial narrationsindizierend einzusetzen, sodass die Betrachter*in selbst aufgefordert ist, die Wechselwirkung zwischen den Medien zu untersuchen und insbesondere die Erfahrbarkeit von analogen und digitalen Mitteln individuell zu beforschen und erzählerische oder poetische Verbindungen in diesem Netzwerk herzustellen.
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