Laura Tilstra
interaktive Rauminstallation – Mixed Media, 2020
Das allgegenwärtige Streben nach einem gesunden, schlanken und vor allem schönen Körper, führt uns durch die immer schneller wachsende Digitalisierung zum aktuellen Drang nach Körperoptimierung.
Durch den starken Einfluss heutiger Medien auf unsere Gesellschaft, wird auch das vorherrschende Schönheitsideal von ihnen weitreichend mitbestimmt und ist vor allem bei jüngeren Altersgruppen immer stärker identitätsprägend.
Durch den Vergleich mit virtuellen Körperbildern, vor allem auf sozialen Netzwerken, nimmt die Anforderung an Körpernormen immer unrealistischere Ausmaße an und wird zu etwas Alltäglichem, meist Unbewusstem.
Könnte eine Fusion von Realität und Virtualität den Körperkult in Zukunft auf eine noch bedenklichere Ebene befördern?
Der blinde und allumfassende Glaube an die Macht der Schönheit, der mit dem Wunsch auf soziales Ansehen einhergeht, kommt einer Sinnessuche und dem Streben nach Erlösung mit Erreichen des perfekten Äußeren gleich.
Das mitunter tiefgreifende Leiden des Schönheitskults, dass sich in Schönheitswahn, Körperbild- und Essstörungen niederschlägt, bildet in dieser Arbeit eine Symbiose zu einer Religion, Parallelen zwischen aktuellem Schönheitskult und religiösen Riten und Bräuchen werden in einer Schein-heiligen Stätte veranschaulicht.
Das Badezimmer, Ort der intensiveren Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, wird durch die symbolische Form eines gotischen Flügelaltar mittels Spiegelschränken und Schönheitsprodukten angedeutet.
Das Huldigen des perfekten Körpers als ein puppenhaft künstlicher, wird durch die Bewegung des Niederkniens vor dem Altar interaktiv veranschaulicht und unterstreicht dabei die Macht der rituellen Handlung sämtlicher Schönheitspraktiken.
Das prächtige Innenleben des Schreins wird durch eine Fusion aus Puppenhaftem und grausam wirkenden Produkten heutiger Schönheitsoptimierung im Stil eines Kuriositätenkabinetts unterbrochen.
Durch eine Vielzahl an Spiegelflächen und Türen, die ein selbst steuerbares Spiegelkabinett formen, wird auf die Reflexion mit dem eigenen Körper eingegangen
und symbolisch eingesetzte Körperoptimierungshilfen vermitteln das Hinnehmen zweifelhafter Körpernormen der Schönheitsindustrie, die aus den unterbewussten Sehnsüchten ihrer Kunden Profit schlägt.
Der Betrachter soll die in der digitalen Lebenskultur ausgeprägtere Verlagerung der Aufmerksamkeit von geistigen zu materiellen Werten greifen können und sich der vehement prägenden Faktoren „schöner“ Körperbilder sowie eigenen konditionierten Schönheitsritualen bewusst werden.