Der Text beinhaltet Anspielungen auf diverse Legenden die von Initiationen von Menschengruppen in Wüsten handeln – der Topos ist erstaunlich verbreitet, sowohl in der jüdischen Mythologie, als auch in der persischen. Iraj Salm Tur sind jedoch drei verfeindete Brüder aus der persischen Mythologie. Weitere Referenzen bestehen im Meteoritenglas der ägyptischen Wüste, das beispielsweise bei der Totenmaske des Tutanchamun verwendet wurde und der albanischen Legende um die Rozafa-Burg in Shkodra, in deren Mauer eine Frau als Bauopfer eingemauert worden sein soll, die aber darum bat eine Brust zum Stillen, einen Arm zum Streicheln und einen Fuß zum Stoßen der Wiege ihres Kindes freizuhalten. Aus den Burgwänden tritt heute eine kalkhaltige Flüssigkeit aus, die an Milch erinnert – viele Frauen pilgern auch heute noch dorthin um um die Erfüllung ihres Kinderwunsches zu bitten. Zentral im Video ist das langsame, verstörende Bewegen der Hauptfigur hin zur/zum Betrachtenden. Dies stammt aus dem japanischen Ausdruckstanz Butoh: Eine der ersten Übungen im Butoh ist der Gang. Man geht, teilweise stundenlang, und bemüht sich, möglichst wenig Strecke zurückzulegen. Dies ist nach einer Weile sehr anstrengend. 6 Performances, jeweils 20 Minuten lang, kondensiert auf 20 Sekunden – sodass sich die Landschaft, die Umgebung schneller verändert als die Person. So sind im Video zweieinhalb Stunden Performance zu sehen, kondensiert auf 5 Minuten. Dies soll verweisen auf das Konzept der Traumzeit der australischen Aborigines, welches an das philosophisch-physikalische Konzept paralleler Universen erinnert: So ist die Traumzeit zwar gewissermaßen eine historische Periode, doch erst mit ihrem Ende setzt die lineare Zeit ein. Nichtsdestotrotz existiert die Traumzeit als Ewigkeit neben der linear vergehenden Zeit und ist im Grunde jederzeit zugänglich. Dies verweist auch auf das Konzept des Sakralen und des Profanen von Mircea Eliade. Desweitern bewegen sich drei unheimliche Frauen in Overalls und Kopfputzen immer näher hin zur Kamera, durch einen Hof, ein Treppenhaus und einen Gebäudeflur. Damit wird eine Dringlichkeit geschaffen, sowie eine albtraumhafte Assoziation an Erinnyen gewährleistet. Der Rest des Videos besteht aus einer Fahrt durch die Wüste. Das Unwirkliche der Wüste wird beendet du durch ein Realitätsfragment.
5. boden II
Ein auf boden I aufbauendes Video, wobei es auf anderen Darstellung des Konzepts von Boden basiert. Aufnahmen von Böden aus Flugzeugfenstern, überlagert mit Straßenaufnahmen sollen Assoziationen an die Nazca-Linien erwecken. 360°-Footage wird in Tiny Planet-Videos umgewandelt. Die Dimensionen werden aufgehoben. Der Film ist eine Spiegelung von boden I. Die Performance findet selbst zuhause, in Coronaquarantäne statt und wird kontrastiert durch Aufnahmen aus Indonesien, Berlin, Australien und Moskau. Diese Aufnahmen sind dynamischer als bei boden I, und statt drei übereinanderliegenden Hintergrundebenen sind es nun vier. Die weiße Maske korrespondiert mit der in boden I, soll aber an die Masken erinnern, die bei Radiotherapien aufgrund von Hirntumoren verwendet werden. .mit den Bildern, die das Coronavirus vor dem Hintergrund einer Weltkarte. Toilettenpapier, das in Windeseile zu einem Symbol der Coronakrise geworden ist, Menschen zu Schlägereien provozierte und Objekt zahlloser Witze und Memes geworden ist. Ein apokalyptisches Bild wird gezeichnet. Auch hier werden im Gedicht wieder abgewandelte Zitate aus dem Hohelied Salomos verwendet, mit intensiveren historischen Bezügen. So ist der erwähnte Poklonnaja-Hügel beispielsweise der Hügel in Moskau, auf dem Napoleon die Übergabe der Schlüssel zur Stadt erwartete, die Bewohner/innen aber stattdessen die Stadt anzündeten.
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