„Body of OZ – Der geschlachtete Schlafsack“ ist ein zweiteiliges Werk bestehend aus einem einem textilen Objekt und einem Kurzfilm.
Die im aufgehängten Schlafsack angelegte Konfrontation von „Umhüllen“ und „Schlachten“ lässt die Gedanken spielerisch vom Ausweiden bis hin zum wärmenden Hineinschlüpfen gleiten. Dabei wird ein Bezug zum kunstgeschichtlichen Motiv des geschlachteten Ochsen ebenso nahegelegt wie das Motiv des Schutzes. Rembrandts Gemälde "Der geschlachtete Ochse" (1655) gilt als die Inkunabel des ausgeweideten und enthaupteten Tieres in der Kunstgeschichte.Geschichte. Sein Motiv hat viele andere Künstler dazu inspiriert, die Möglichkeiten der Malerei ohne Einschränkungen zu erkunden: Lovis Corinth (1905), Chaim
Soutine (1893 bis 1943) und Francis Bacon (1946) beziehen sich alle auf Rembrandts Komposition. „Der geschlachtete Schlafsack“ von Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller stellt das traditionelle Motiv des geschlachteten Tieres in den Mittelpunkt einer Welt von popkulturellen Zitaten und Verflechtungen.
Das Textilobjekt befindet sich seit 2010 bis heute permanent im Wandel. Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller verstehen den „geschlachteten Schlafsack“ als prozessorientierten Forschungsgegenstand, der ihnen fortlaufend Lust zur Auseinandersetzung mit dem aktuellen Diskurs rund um Körperbilder und Gender- und Inklusionsfragen macht.
Den Schlafsack hatte das Künstler*innenpaar 2010 zunächst mit Ärmeln versehen, um für eine befreundete Performerin, die den Rollstuhl nutzt, einen Prototypen für eine modische, multifunktionale, wärmende Schutzhülle zu entwickeln. Indem diese Ärmel weiterhin an der Stoffhülle hängen, wird die frühere Funktion nicht einfach fallengelassen, sondern bleibt nachvollziehbar. Insgesamt kennzeichnet die Arbeit eine Inszenierung unterschiedlicher Bezugnahmen. Das Schlachten der dunklen Hülle legt eine bunte Vielfalt anspielungsreicher „Eingeweide“ frei: textile Formen, die an Organe erinnern. Auch der Kurzfilm „Body of Oz“ kann als Organ betrachtet werden, das näher einblicken lässt. Im Video überschlagen sich zu Tönen und Stimmen aus dem Off Bilder im Bild, Schnitte, Körperobjekte, Werkzeuge, Wiederholungen. Die Fäden der Installation laufen zusammen, wenn im Video der Schlafsack seinerseits wieder auftaucht und damit die Kunst selbst bei aller Härte humorvoll sanft zum Thema macht.
BODY OF OZ verweist auf den happiest film ever made: „The Wizard of Oz“. In ihrem Kurzfilm kratzen Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller am Erzähldiktat und stellen Rollenzuschreibungen auf den Kopf. Der Textkörper öffnet sich. Das Nähmaschinengewehr nimmt die Wunde ins Visier. Der Schnitt, die Tat, das Nähen, das Textil, der Film. Dorothy entzieht sich einer festgelegten geschlechtlichen Identität und die Schauspielerin Judy Garland weigert sich, weiterhin Drogen zu nehmen und sich die Brüste abbinden zu lassen, um die Rolle der Lolita im Zauberland zu spielen. »We are not in Kansas anymore.« …
Gedreht wurde 2016 unter anderem in Lviv (Ukraine) und auf dem Grundstück der Echelon Field Station81, eine ehemalige Abhörstation des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA. Diese Echelon Station befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Schulkomplexes, den die Künstlerin und Filmemacherin Stephanie Müller als Kind und Jugendliche besucht hat.
Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller sehen im menschlichen Körper fluide Gestaltungsmöglichkeiten. In den letzten Jahren hat sich Dietl verstärkt mit queerfeministischen Perspektiven im Film auseinandergesetzt. In Zuge dessen versucht er sich von angelernten binären Mustern zu lösen. Die fortlaufende Arbeit an "Body of OZ – Der geschlachtete Schlafsack" brachte die Namensänderung von Klaus Erich in Klaus Erika ins Rollen und bringt die nonbinäre Vielstimmigkeit unserer Körper zum Ausdruck.
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