Das Werk ertastet die Schnittstelle zwischen physischer, singulärer Performance im VR-Raum, einer kollektiven Gemeinsamkeit, Gemeinschaft – gemeinsames sehen und der physischen Erfahrung.
Die Frage der Technologisierung als Erlösung oder Untergang der Menschheit wird erst einmal in den Hintergrund geschoben – ersetzt durch die unmittelbare Gegenwart eines lahmlegenden Virus, der sowohl Hass, Zärtlichkeit, Bürokratie, Unterhaltung, Gemeinschaften, Innovation, Kreativität und und und versucht in das Digitale zu verbannen.
In diesem Präzedenzfall in dem "viral gehen" das Digitale und das Mikrobiologische auf erstaunliche und erschreckende Weise parallel setzt, werden altbekannten Fragen nach Kin, Symbiose, Mündigkeit und andere westlich geprägte, scheinbar "gelöste" Diskussionen wieder aktuell.
Blind/ing Perception(s) sucht diese diskursgeprägten Auseinandersetzungen und versucht Sie in einer gemeinsamen digital-physischen Performance, aus dem Diskurs gerissen anzustossen und zu verhandeln; in der Digitalisierung nichtsdestotrotz eine physische Verhandlung.
Die Physische Verhandlung allerdings jenseits der Retinalität.
Die westliche Wissenschaft als auch Kunst hat immer wieder bewiesen, insofern man eine Epistemologie dahinter festhalten möchte, dass die visuelle Komponente immer ausschlaggebend war. Platons düstere Höhle, die gesamte Konnotation der Aufklärung, die Weltausstellungen, Darwin, das ready-made etc. Exakt diese Visualisierung und Erkenntnisprozess durch jene werden mit der globalen Pandemie in Frage gestellt; es kommt zu dem unsichtbaren Feind, der unser Paradies ohne, dass wir es sehen, verdirbt und uns einsperrt. Eingesperrt zuhause versuchen wir nun die Welt durch die Fenster unserer digitalen Bildschirme zu sehen.
Facebook, Zoom, Twitter, Youtube, Netflix; die üblichen verdächtigen scheinen ungetrübt von dem unsichtbaren zu Profitieren, da sie eine digitale Sicht ermöglichen, die uns beruhigt.
Blind/ing Perception(s) lädt zu einer gemeinsamen Zoom Praxis ein, in der zusammen gesehen wird, zusammen durch die verschiedenen Fenster geschaut wird, das Gemeinsame gesucht wird, an Körperlichkeit appelliert wird, das Unsichtbare fast sichtbar gemacht wird und vorgegaukelt wird, dass die digitalen Technologien uns helfen, weiter zu machen, wie bis anhin. Das Unsichtbare nicht zu sehen.
Sculpture, Performance: Nelson Wilhelm