


Durch die Verwendung eines im wahrsten Sinne des Wortes ‚green screens’ aus domestizierten, in normierte Töpfe versetzte Zimmerpflanzen, stellt die als offenes Archiv angelegte Installation Fragen nach dem aktuellen Status unserer Wahrnehmung von und unserer Beziehung zu Pflanzen und beschreibt eben im Sinne der Verwendung eines (freistellenden) Greenscreens einen Möglichkeitsraum, diesen Status neu zu verhandeln.
Denn wir scheinen an einem Punkt, der unsere bisherige Vorstellung der Wahrnehmungsmöglichkeiten von Pflanzen herausfordert. An dem Kommunikation und neue differenziertere Beziehungen von Mensch und Pflanze möglich zu sein scheinen, auch wenn sie anders als Tiere oder Menschen keine Nervenzellen, keine Sinnesorgane und auch kein Gehirn als zentrales informationsverarbeitendes Organ besitzen. Sie scheinen durch ihr elektrisches Potential sensitiv und kommunikativ befähigt und besitzen eine Art ‚verteilte Intelligenz’ (Greg Gage).
In der Installation finden sich Video- Referenzen zu drei Protagonisten, die diesen Diskurs mit ihren ganz unterschiedlichen experimentellen Herangehensweisen geprägt und vorangetrieben haben: John Nash Ott (1950er), das Ehepaar Hashimoto (1979) und in jüngerer Vergangenheit Stefano Mancuso (2009).
John Nash Ott – Pionier der Zeitrafferaufnahmen ‚Full-Spectrum Light’ – Untersuchungen. Er hat als erstes Bewegungen von Pflanzen sichtbar gemacht und unseren Blick auf diese für uns vermeintlich unbeweglichen Kreaturen verändert
Das Ehepaar Hashimoto – künstlerisch experimenteller Versuch, über elektrische Impulse mit Pflanzen erfolgreich zu kommunizieren, sie sogar das Alphabet zu lehren
Stefano Mancuso – Pflanzenforscher, der Pflanzen (insbesondere Wurzeln) eine weitaus präzisere Informationsverarbeitung und Umgebungswahrnehmung zuschreibt als Menschen (bis zu 15 Arten wahrzunehmen), trotz fehlender Sinnesorgane, einem Gehirn als zentralem Organ oder Nervenzellen wie bei Tieren oder Menschen. Mancuso prägte den Begriff ‚plant blindness‘ – ein Phänomen, das den eher niedrigen Stellenwert beschreibt, den wir Pflanzen in unserer Umwelt beimessen. Dies ist laut Mancuso darauf zurückzuführen, dass es sich als größeren evolutionsbiologischen Vorteil für uns Menschen erwiesen hat, zwischen all den Pflanzen, Tiere und Essbares zu entdecken.
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Gewächshaus, Bildschirm, Webcam, schwarze Rollcontainer, Neonröhren, div. Zimmerpflanzen, Video Exzerpts von John Nash Ott, Ehepaar Hashimoto, Stefano Mancuso
Das Kollektiv The Other Plants entstand durch das gemeinsame Interesse am aktuellen Forschungsstand zur Wahrnehmung von Pflanzen und Fragen nach der sogenannten “Pflanzenintelligenz”. Den festen Kern bilden dabei Franziska Hartmann, Jennifer Kuesgen und Carola Scherzinger. In ihren Arbeiten verhandeln sie den Status Quo der Beziehung von Mensch und Pflanze und machen ihre Erkenntnisse durch den Einsatz von (interaktivem) Design sichtbar.
Ich habe eine Frage zum Verständnis der Foto’s dieser Installation.
Ein Glashaus, mit einer Pflanze, die durch eine Videokamera mit ‘greenscreen’ Technologie auf dem Bildschirm als eine Art Schatten erscheint.
Eine zweite Kamera projiziert die Kinder mit ins Bild auf dem Bildschirm.(AR Technologie) Welche Möglichkeit der Aktion/Einflußnahme haben nun diese Kinder in das virtuelle Bild der Pflanze auf dem Bildschirm? Welche Möglichkeit der Interaktion/Dialogs hat der User?